Liebe Frau Witte, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben. Als Vertreterin von Berlin Partner im Bereich der Wirtschaftsförderung, könnten Sie sich und Ihre jeweilige Rolle kurz vorstellen?
Mein Name ist Katharina Witte und ich bin jetzt seit etwa dreieinhalb Jahren als Innovationsmanagerin des Clusters Optik | Photonik Berlin Brandenburg bei der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH. Als Innovationsmanagerin geht es bei meiner Arbeit vor allem um den Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und die Initiierung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Als promovierte Physikerin finde ich es besonders spannend, direkt an der Schnittstelle zwischen Forschung und Unternehmen zu arbeiten und dabei zu unterstützen, aktuelle Technologien in die konkrete Anwendung zu bringen. Durch meinen wissenschaftlichen Background bin ich bei uns im Team die Ansprechpartnerin für die Themenfelder „Optische Analytik“ und „Mikroelektronik“ und neu dazugekommen sind jetzt im Rahmen der Berlin Quantum Alliance auch die Quantentechnologien.
Frau Witte, als Wissenschaftlerin kennen Sie die Herausforderungen, die mit interdisziplinärer Zusammenarbeit verbunden sind. Welche Vorteile sehen Sie darin, über Fachgrenzen hinweg zu arbeiten, und wie können diese neuen Perspektiven zu innovativen Lösungen führen?
Mich hat gerade diese Interdisziplinarität immer am meisten gereizt und tut es jetzt als Projektmanagerin für Innovation immer noch. Grundlagenforschung ist enorm wichtig, aber erst mit den Anforderungen der verschiedenen Anwendungsbereiche entwickeln neue Technologien ihr gesamtes Potential. Der Blick über den Tellerrand führt dazu, dass Forschung und neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft dazu beitragen, unsere Gesellschaft und den Alltag immer ein bisschen besser zu machen. Außerdem hilft interdisziplinäres Arbeiten enorm, den eigenen Horizont zu erweitern.
Die Optical Technologies und die Mikrosystemtechnik sind global gefragte Technologien. Wie positioniert sich die Region Berlin-Brandenburg im internationalen Wettbewerb und wie werden internationale Kooperationen gefördert, um die Technologien weiter voranzutreiben?
Die Region Berlin-Brandenburg ist ein Hotspot, wenn es um international anerkannte Forschung und Entwicklung in der Optik, Photonik und Mikroelektronik und nun auch in den Quantentechnologien geht. Die Hauptstadtregion kann sich durchaus mit dem Silicon Valley und der Tokio-Region messen, wenn es um Technologieentwicklung und Innovationen geht.Dabei spielen vor allem die Berliner Universitäten und Forschungseinrichtungen eine wichtige Rolle, da sie weltweit eine hervorragende Reputation haben. Ihre Wissenschaftler gehören zur akademischen Elite in ihren jeweiligen Fachrichtungen. Dadurch wird das Know-how aus der Hauptstadtregion auch auf internationalen Tagungen präsentiert und publik gemacht.
Gleichzeitig haben die optischen Technologien in der Region eine über 200-jährige Historie und das spiegelt sich in einer Vielzahl innovativer Technologieunternehmen am Standort wider. Auch wenn die Namen großer Tech-Riesen wie Intel oder Apple hier nicht zu finden sind (oder vielleicht auch gerade deswegen), profitieren die klein- und mittelständischen Unternehmen von der internationalen Strahlkraft Berlins und ziehen internationale Talente an. Gleichzeitig sind Unternehmen aus der Hauptstadtregion für ihre zuverlässigen Produkte und innovativen Technologien bekannt und treiben so weltweit die Entwicklung in der Photonik und Mikroelektronik voran.
Die Quantentechnologie hat das Potenzial, verschiedene Branchen zu revolutionieren, von der Kommunikation bis hin zur Datensicherheit. Welche Initiativen und Programme von Berlin Partner unterstützen Unternehmen, die sich auf diese vielversprechenden Anwendungsbereiche konzentrieren?
Die Photonik und Mikroelektronik sind Schlüsseltechnologien, wenn es um die Weiterentwicklung der Quantentechnologien und um deren Transfer in die Anwendung geht. Als Teil der Wirtschaftsförderung des Landes Berlin sehen wir im Cluster Optik | Photonik vor allem die Potentiale, die sich für die Hightech-Branche der Hauptstadtregion mit den Entwicklungen der Quantentechnologien ergeben. Gleichzeitig sind wir uns der großen Synergieeffekte bewusst, die sich mit anderen Branchen Berlins wie dem Medizinsektor, dem Automotive Bereich, der Energietechnik oder dem starken IT-Ökosystem bieten. Hier hilft es enorm, dass unter dem Dach von Berlin Partner auch diese Sektoren über die weiteren Cluster und Teilthemenbereiche abgebildet werden und wir so bereichs- und themenübergreifend agieren können.
Ganz konkret unterstützen wir vor allem die kleinen und mittelständischen Hightechunternehmen dabei, sich in diesem neuen Technologiefeld der Quantentechnologien zu positionieren und sich mit anderen Akteuren aus Wissenschaft und Wirtschaft zu vernetzen.
Dazu gehören beispielsweise Netzwerkveranstaltungen, auf denen sich die Technologieentwickler und Anwender aus der Hauptstadtregion vorstellen und sich zu ihren aktuellen Projekten und Herausforderungen austauschen können.
Weiterhin informieren wir über passende Fördermöglichkeiten im Bereich der Quantentechnologien und Enabling Technologies und unterstützen dabei, starke Projektkonsortien aus Wissenschaft und Wirtschaft zu bilden, mit denen sie sich auf diese Calls bewerben und von öffentlichen Fördergeldern profitieren können.
Außerdem unterstützen wir bei der Sichtbarkeit von bereits laufenden Projekte und Entwicklungen in den Quantentechnologien, in dem wir über Erfolgsstories von Berliner Unternehmen und Forschungseinrichtungen auf unseren Kommunikationskanälen und in den sozialen Medien berichten.
Mit dem Start der Berlin Quantum Alliance bekommen diese Aktivitäten speziell für die Quantentechnologien jetzt auch einen offiziellen und vom Berliner Senat geförderten Rahmen. Berlin Partner fokussierte sich dabei vor allem auf wirtschaftsnahe Aktivitäten wie beispielweise die Begleitung des neuen Fördercalls „Anwendungsorientierte Quantentechnologien“ der Investitionsbank Berlin IBB zur Förderung von Forschungs-Entwicklungs- und Innovationsprojekten oder auch die Initiierung eines neuen QT-Accelerators für (internationale) Startups.
Wie engagiert sich Berlin Partner international, um Unternehmen aus der Quantentechnik- und Quantenphysik zu unterstützen und ihnen den Zugang zu globalen Märkten zu erleichtern? Wie unterstützt Berlin Partner aktiv Unternehmen: Welche spezifischen Förderprogramme und Initiativen werden angeboten?
In der Vergangenheit gab es bereits mehrfach Initiativen zur Förderung bilateraler Forschungs- und Entwicklungsprojekte für die Photonik und Mikroelektronik im europäischen und außereuropäischen Kontext. Ein Paradebeispiel ist die langjährige Partnerschaft mit unserem Nachbarland Polen für gemeinsame Projekte im Bereich der optischen Technologien und Photonik. Diese wurde in den vergangenen Jahren bereits auf die Quantentechnologien erweitert.
In den kommenden Jahren möchten wir weitere Kooperationen initiieren und sowohl mit unseren europäischen Nachbarn als auch mit internationalen Partnern Synergien entwickeln. Weiterhin tragen die von Berlin Partner organisierten Gemeinschaftspräsentationen auf internationalen Fachtagungen und Ausstellungen dazu bei, dass die Hightechbranche aus Berlin und Brandenburg international sichtbar ist und sich weiter vernetzt. In Zukunft wird dies auch das Feld der Quantentechnologien umfassen.
Wenn es um das Thema Internationalisierung geht, kommt man außerdem nicht um das Thema „Fachkräfte“ herum. Das ist in den Quantentechnologien genauso präsent wie in anderen Technologiefeldern. Mit dem Talentservice unterstützt Berlin Partner Unternehmen dabei, auch internationale Fachkräfte auf den Stellenmarkt in Berlin aufmerksam zu machen und geeignete Kandidaten in die Hauptstadt zu holen. Neben dem kostenlosen Jobportal steht unser Talentteam beispielweise auch für Fragen rund um Visa-Themen zur Verfügung oder bietet kostenlose Willkommenstouren durch Berlin an.
Wie sieht die Unterstützung für Projekte aus, die Berlin als internationalen Hub für Technologie und Innovation stärkt? Wie fördert Berlin Partner den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und anderen relevanten Akteuren?
Berlin ist eine Weltstadt und zieht täglich neue Talente und Unternehmen an, die hier ihre innovativen Ideen umsetzen möchten. Berlin Partner ist eine hervorragende erste Anlaufstelle für Unternehmer, die hier Fuß fassen möchten. Gerade wenn es um Innovationen geht und die Unternehmen sich hier in Berlin auf Forschung und Entwicklung fokussieren möchten, unterstützen wir auch bei der Vernetzung mit Akteuren aus der Wissenschaft.
Um den Technologietransfer aus der Forschung in die Unternehmen zu gewährleisten, kommt es vor allem darauf an, dass man mit der gleichen Sprache spricht. Das ist oft gar nicht so leicht, wenn Wissenschaftler und Unternehmer aufeinandertreffen. Und genau da kommen wir von Berlin Partner dann wieder ins Spiel. Meine Arbeit als Innovationsmanagerin vergleiche ich gerne mit der einer Dolmetscherin: Es geht dabei nicht nur darum, beide Seiten inhaltlich zu verstehen, sondern auch zu wissen, welche Intentionen mit einem Projekt verfolgt werden und diese dann auch für die Kooperationspartner verständlich darzustellen. Immer mit dem Ziel vor Augen, ein innovatives, aussagekräftiges und inhaltsstarkes Projekt zu initiieren, dass einen Mehrwert für beide Seiten Wissenschaft und Wirtschaft bietet.
Welche zukunftsweisenden Projekte oder Initiativen plant Berlin Partner, um das Wachstum und die Innovationskraft der Photonik- und Optikindustrien in der Region weiter voranzutreiben?
Ein Markenzeichen der Optik- Photonik und Mikroelektronik-Branche ist, dass sie eine intrinsische Motivation hat, sich stetig zu optimieren und weiterzuentwickeln. Sie sind Innovationstreiber in fast allen Bereichen unseres Alltags und wir unterstützen gerne dabei, technologische Errungenschaften Made in Berlin nach außen zu kommunizieren.
Die Berlin Quantum Alliance für uns in den kommenden Jahren ein großes Projekt, was genau das zum Ziel hat: Top Forschung und Technologien aus der Region in die Anwendung bringen und zu zeigen, was im Berliner QT-Ökosystem möglich ist. Fördercalls wie die der IBB helfen dabei.
Weiterhin planen wir in den kommenden Jahren ein Accelerator speziell für Early Stage Startups und Neugründungen im Bereich der Quantentechnologien. Hier können wir auch auf ein breites Netzwerk und vielseitigen Expertisen unserer Partner zurückgreifen. Außerdem soll zukünftig auch der Schulterschluss mit der Brandenburger QT-Community gesucht werden. Dies funktioniert im Bereich der Optik, Photonik und Mikroelektronik schon hervorragend und wird auch in den Quantentechnologien angestrebt.
Wir haben viele Ideen, die wir jetzt im Kontext der BQA umsetzen möchten und es dürfen alle gespannt sein, was noch kommt.